Wir stellen uns folgendes Szenario vor: Du hast den Linuxkurs der FSI besucht und bist so überzeugt von der Idee eines freien Betriebssystems… dass du dem verwantwortlichen Projekt keine Mehrkosten einbringen willst, indem du dir ein Installationsabbild herunterlädst. Nun hast du jedoch in RK von einer Möglichkeit gehört, Dateien von jedem peer herunterzuladen, der sie schon besitzt (leeching) und – wie es sich gehört – wieder an andere peers hochzuladen (seeding). Diese Möglichkeit ist das BitTorrent-Protokoll.
Zudem gehen wir davon aus, wir hätten einen crush, den wir, trotz seines Praktikumsplatzes bei einer Abmahnkanzlei und seiner Abneigung gegenüber freien Betriebssystemen, die er für eine red flag bei deren Benutzern hält, für einen sehr liebenswerten Menschen halten.
Wir möchten uns hier natürlich nicht unsere Chancen verderben und insbesondere keinen bösen Brief erhalten, wenn er z. B. auf iknowwhatyoudownload.com nachschaut, welche IP-Adressen die betreffenden Dateien heruntergeladen haben und dann diese auf unseren Haushalt zurückführt.
Deswegen möchten wir den Download über einen Mittelmann, also einen VPN abwickeln. Hierbei ist natürlich wichtig, dass dieser unsere Privatsphäre respektiert und die Nutzung von P2P-Protokollen zulässt. Einige VPNs, die dies mehr oder weniger glaubwürdig behaupten (keine Werbung, lediglich meine persönliche Einschätzung), sind:
Die obengenannten VPNs bieten zudem Portweiterleitungen entweder manuell oder automatisch (via NAT-PMP) an. Dies erlaubt, dass sich man sich mit peers verbindet, die sich z. B. hinter einer Firewall befinden, die nur ausgehende Verbindungen zulässt (dies dürfte auf die meisten PCs zutreffen, sowie auf solche, die einen unten genannten VPN verwenden.) Das vergrößert den Pool an möglichen peers.
Falls man darauf verzichten kann, wirken auch
akzeptabel.
Alle obengenannten Dienste sind für einstellige Eurobeträge pro Monat zu abonnieren. Hier ist die Handarbeit, zu entscheiden, welchem Anbeiter man am wenigsten misstraut, empfehlenswert.
Meine persönliche Präferenz, einen VPN zu konfigurieren ist, ein WireGuard-Profil im NetworkManager per GUI anzulegen. Das ist aber betriebssystem- und geschmacksabhängig.
Wichtig ist, dass man dafür sorgt, dass zum Download oder Upload wirklich nur die VPN-Verbindung und nicht die darunterliegende Internetverbindung verwendet wird. Das kann auf verschiedene Arten passieren, z. B. wenn man den VPN nur für IPv4 konfiguriert, aber auch Torrent-Verbindungen über IPv6 akzeptiert. In Clients wie qBitTorrent kann man einstellen, dass nur ein bestimmtes Netzwerkinterface verwendet werden darf. Sonst besteht auf Linux die (etwas kompliziertere) Möglichkeit, wie hier über network namespaces zu garantieren, dass für den Torrent-Client nur der VPN sichtbar ist.
Um den Download und späteren Upload zu vollziehen, benötigen wir eine entsprechende Software. Hier gibt es verschiedene open source-Optionen wie
Vom proprietären Angebot µTorrent ist abzuraten, u. a. da dieses Kryptowährungen auf Kosten des Benutzers zum Vorteil der Entwickler erzeugt.
Eines dieser Programme installieren wir. Nachdem man Torrents hinzugefügt hat, kann es sich lohnen, die beschränkte Anzahl an peers zu erhöhen oder die Beschränkung aufzuheben - zumindest wenn eine schnellle Internetverbindung zur Verfügung steht.
Unser Torrent-Client ohne Torrents ist erstmal so nützlich für uns wie ein Browser ohne Webseiten. Analog zu Google, Bing und anderen Suchmaschinen für über HTTP ausgelieferte Seiten gibt es Suchmaschinen für Dateien wie bt4gprx.com. Diese sind bemüht, sich an das Urheberrecht zu halten und beantworten z. B. DMCA-Anfragen und verteilen selbst keine Inhalte sondern lediglich Referenzen. Anders als bei zentralen Videoseiten ist es jedoch im BitTorrent-Netzwerk leider technisch nicht möglich, durch das Abschalten eines Servers einen verbotenen Inhalt aus dem Internet zu verdrängen, weswegen man bei der Benutzung dessen selbst besonders auf Urheber- und sonstige Leistungsschutzrechte zu achten hat.
Nun suchen wir also auf einer derartigen Seite nach unserer Linux-ISO und finden einen Magnet Link. Klicken wir diesen an, so bietet unser Browser hoffentlich an, ihn in einem der zuvor genannten Clientprogramme zu öffnen. Dieses findet dann anhand des enthaltenen SHA256-Hashes sowie unter Einsatz sowohl der aus RK bekannten distributed hash table (DHT) und der im Link angegebenen tracker (technischer Begriff bei BitTorrent für einen Server, der eine Liste an peers und welche Stücke einer Datei sie besitzen verwaltet. Nicht zu verwechseln mit Trackern wie z. B. Google Analytics) peers, mit denen man die gewünschte Datei austauschen kann. Hierbei finden Download und Upload gleichzeitig statt, wobei es ehrbar ist, eine hohe ratio (Verhältnis von hoch- zu heruntergeladenem Datenvolumen bei einer Datei) zu haben.
Nun bleibt es uns nur noch, zu warten, bis der Download abgeschlossen ist. Danach ist es moralisch wertvoll, das Torrent-Programm im Hintergrund geöffnet zu lassen, um die ratio zu erhöhen. Währenddessen können wir unsere ISO-Datei auf einen USB-Stick schreiben und verwenden, ohne dem dahinterstehenden Projekt Kosten verursacht zu haben. Gleichzeitig können wir uns darüber freuen, Strom und Bandbreite dafür zu spenden, dass andere dasselbe genießen können.
Manchmal möchte man eventuell auch frei verfügbare Filme wie z. B. Big Buck Bunny (2008) der Blender Foundation herunterladen, ohne ihr Mehrkosten einzubringen.
Hier gilt es auf die Qualität des gewählten Downloads zu achten.
Diese ist oft am Dateinamen zu erkennen. Wichtig sind hier Auflösung und
verwendeter Videocodec. Diesbezüglich sind AV1 oder (etwas weniger) HEVC/H.265
gegenüber dem weiter verbreiteten AVC/H.264
zu bevorzugen, da sie mehr Bildqualität pro Speicherplatz bieten. Zu
vermeiden sind hier Archivformate wie .zip
oder
.rar
. Da Video bereits wie beschrieben komprimiert ist,
kann man damit keinen weiteren Speicherplatzvorteil erzielen, hat aber
mehr Verwaltungsaufwand und die Möglichkeit unangenehmer
Überraschungen
im Archiv, die man beim einfachen Abspielen eines
Videos mit einem sicheren Abspielprogramm nicht hat.
Torrent-Clients erlauben es generell, bei einer Datei das erste und
letzte Stück zuerst herunterzuladen, sowie die gesamte Datei danach in
der richtigen Reihenfolge herunterzuladen. So kann man mit einem
Videoplayer wie mpv, der das Abspielen
unvollständiger Dateien unterstützt, das Vorhandensein von gewünschten
Ton- und Untertitelspuren sowie die Bildqualität überprüfen, bevor man
den gesamten Download abwartet. Verläuft der Download schnell genug, so
kann man mit letzterer Option sogar das Video streamen
, sobald
ein wenig Puffer vorhanden ist.